Isabel Lüdi-Roth, Texterin, Dipl. Pflegefachfrau
Phytotherapeutika
Phytotherapeutika sind aus Pflanzen hergestellte Arzneimittel. Die heilende und unterstützende Wirkung von Heilpflanzen wird genutzt, um körperliche und seelische Beschwerden zu lindern. Die enthaltenen Wirkstoffe werden extrahiert und zu Arzneimitteln weiterverarbeitet. Konzentrierte Extrakte und Tinkturen wirken stärker als Tees und sind für eine gute Wirksamkeit vorzuziehen. Auch für die Wechseljahre gibt es eine Reihe von Pflanzen, die helfen können. Hier ein kleiner Auszug.
Mönchspfeffer (Agnus castus)
Beim Mönchspfeffer wurde vor Jahrhunderten angenommen, dass er den Geschlechtstrieb abschwächt und wurde dementsprechend von Mönchen als Pfefferersatz genutzt und trug auch die Namen Keuschlamm oder Keuschbaum. Heute weiss man, dass das Gegenteil der Fall ist; Agnus castus kann, wie eine Studie aus dem Jahr 2018 beweist, zu einer verbesserten Libido verhelfen. Nicht wenige Frauen in den Wechseljahren klagen über sexuelle Unlust, weswegen Mönchspfeffer hier eine Unterstützung sein könnte. Mönchspfeffer wirkt sich auch beim prämenstruellen Syndrom (PMS), welches sich zu Beginn der Wechseljahre noch verstärken kann, positiv aus. Auch bei Menstruationsbeschwerden, wie starke und unregelmässige Blutungen, wirkt Mönchspfeffer lindernd. Er kommt vor allem in der Prä- und Perimenopause zum Einsatz, wenn die Monatszyklen unregelmässig auftreten, denn er wirkt ausgleichend auf den Zyklus. Agnus castus hat hormonregulierende Eigenschaften, er regt vor allem die Progesteronproduktion an. Auch bei Hitzewallungen kann der Mönchspfeffer helfen.
Studien:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8459874/
https://www.kjfm.or.kr/journal/view.php?doi=10.4082/kjfm.18.0067
Traubensilberkerze (Cimicifuga)
Die Traubensilberkerze wird bei Wechseljahresbeschwerden häufig eingesetzt. Hauptindikationen sind neurovegetative Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Anspannung und Konzentrationsstörungen. Auch bei Hitzewallungen können Effekte erzielt werden.
Salbei (Salvia officinalis)
Der echte Salbei bietet vielzählige heilende Eigenschaften, so wirkt er antiseptisch, und entzündungshemmend und wird deshalb gerne zur Linderung von Halsschmerzen und Halsentzündungen eingesetzt. Salbei kann aber auch bei starkem Schwitzen in den Wechseljahren zur Reduktion der Schweissbildung eingesetzt werden.
Ginkgo biloba
Aus den Blättern des Ginkgobaums Ginkgo biloba können Extrakte hergestellt werden, die kognitive Probleme, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen oder Probleme mit dem Erinnerungsvermögen, Schwindel und Ohrengeräusche (Tinitus) lindern. Sie werden deshalb gerne bei Demenz eingesetzt. Bei Einbussen der mentalen Leistungsfähigkeit, bei Vergesslichkeit, Konzentrations-, Gedächtnis- und Merkschwäche in den Wechseljahren können die Inhaltsstoffe von Ginkgo ebenfalls Gutes leisten. Zu den relevanten Inhaltsstoffen gehören Flavonoide und Terpentrilactone. Ginkgo-Extrakte haben hirnzellschützende Eigenschaften und verbessern die Durchblutung im Bereich der kleinen Gefässe und erhöhen somit die Sauerstoffversorgung der Zellen.
Studien zu Ginkgo biloba:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25822771/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26297531/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26297531/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15602795/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9433905/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21802920/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10890330/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12404671/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19657199/
Ginseng (Panax ginseng)
Es gibt verschiedene Ginseng-Arten, hier sprechen wir vom Panax ginseng. Er ist seit mehr als tausend Jahren fester Bestandteil der traditionellen chinesischen und koreanischen Medizin und gilt als wirksam gegen verschiedene Krankheiten. Die wichtigen bioaktiven Wirkstoffe sind Ginsenoside, bei denen es sich um steroidähnliche Saponine handelt, die spezifisch für die Ginsengart sind. Ginseng ist ein Adaptogen und verbessert die Fähigkeit des Körpers, mit psychischen und körperlichen Stressfaktoren umzugehen. Es werden ihm auch leistungsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, er kann bei körperlichen sowie geistigen Schwäche- und Erschöpfungszuständen, bei Müdigkeit und bei Konzentrationsschwierigkeiten eingesetzt werden. Ginseng stimuliert zudem das Immunsystem, das zentrale Nervensystem und das endokrine (hormonelle) System. All dies macht ihn auch zu einem Mittel der Wahl bei diversen Wechseljahrbeschwerden.
Studien zu Ginseng:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22925661/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32183094/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31987248/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8069258/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15644271/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25832422/
Hinweis:
Es gibt Produkte, die Q10 in Form von Ubichinol sowie zusätzlich Ginseng und Ginkgo biloba enthalten.
Maca
Die Maca-Pflanze ist in den peruanischen Anden beheimatet, wo sie auf 4000 Metern Höhe sämtlichen Wetterbedingungen trotzt. In der Maca-Wurzel stecken viele Vitalstoffe, für die sie schon seit Jahrtausenden geschätzt wird. Zu Recht zählt die unscheinbare Knolle deswegen zu den Superfoods. Maca enthält Antioxidantien, Mineralstoffe, Vitamine und zählt auch zu den sogenannten Adaptogenen. Es handelt sich dabei um biologisch aktive Pflanzenstoffe, die dem Organismus helfen können, sich erhöhten körperlichen und emotionalen Stresssituationen anzupassen (von engl. to adapt, sich anpassen). Maca steht im Zusammenhang, die körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit zu unterstützen, die Stimmung zu verbessern und die natürliche sexuelle Aktivität und Energie zu fördern.
Phytoöstrogene
Asiatische Frauen leiden viel weniger unter typischen Wechseljahresbeschwerden wie wir hierzulande. Das liegt unter anderem an der sojareichen Ernährung, die reichlich sogenannte Phytoöstrogene enthält. Es handelt sich dabei um sekundäre Pflanzenstoffe, die weitestgehend drei Strukturklassen angehören. Dies sind Isoflavone, Lignane und Coumestane. Diese ähneln in ihrer Struktur und Funktion dem körpereigenen Östradiol und haben eine Reaktionsmöglichkeit mit dem Rezeptor, an dem auch unsere Hormone andocken und ihre Wirkung entfalten. Sie können die Östrogenrezeptoren sowohl aktivieren als auch blockieren und haben damit zugleich eine östrogene aber auch antiöstrogene Wirkung im Körper. Diese Substanzen haben jedoch nur eine gewisse Ähnlichkeit mit unseren Sexualhormonen, die Molekülstruktur ist verschieden. Die bekanntesten Phytoöstrogene sind die Isoflavone Genistein, Coumestrol und Daidzein. Reich an Isoflavonen sind Produkte aus Sojabohnen, Lignane lassen sich vor allem in Lein- und Sesamsamen finden. Weitere gute Quellen für Phytoöstrogene sind Getreide(kleie) und Hülsenfrüchte. Neben Soja enthält auch Rotklee (auch Wiesenklee), der bei uns weit verbreitet ist, hohe Mengen an Isoflavonen. Die Blüten kann man z.B. in Salaten oder als Tee geniessen, wirkungsvoller sind Nahrungsergänzungsmittel mit konzentriertem Rotklee-Extrakt.
Hinweis
Bei den Phytotherapeutika sowie auch bei den Phytoöstrogenen handelt es sich zwar um pflanzliche Präparate, die jedoch auch Nebenwirkungen oder Kontraindikationen haben können. Dies kommt bedeutend weniger häufig vor als bei Medikamenten, trotzdem erkundigst du dich am besten bei einer Fachperson, was bei dir persönlich sinnvoll ist. Informiere diese Person auch über Medikamente, die du einnimmst und über Erkrankungen, an denen du leidest.
Hormon-Therapie mit bioidentischen Hormonen
Ist es nicht unnatürlich, in den Wechseljahren mit Hormonen nachzuhelfen? Diese Fragen stellen sich viele Frauen, die möglichst natürlich durchs Leben gehen wollen. Die meisten denken dabei an synthetische Hormone, dann sind die Bedenken durchaus berechtigt. Diese können Nebenwirkungen haben, weswegen sie heute mit viel grösserer Vorsicht verordnet werden als noch vor wenigen Jahrzehnten. Aber gibt es natürliche Hormone oder eine natürliche Hormonersatztherapie in den Wechseljahren? Bioidentische, auch biologische oder naturidentische Hormone, sind von der Molekularstruktur absolut identisch mit den körpereigenen Hormonen. Sie reagieren im Körper wie körpereigene Hormone und haben praktisch keine Nebenwirkungen (sofern man sie korrekt anwendet). Bioidentische Hormone können zwar nicht direkt aus Pflanzen gewonnen werden, doch können Stoffe aus der mexikanischen Yamswurzel (Dioscorea) oder aus Soja im Labor in genau dieselbe Struktur gebracht werden, die unsere körpereigenen Hormone haben. Sie passen genau auf den Zellrezeptor, der für unsere eigenen Hormone geschaffen ist und lösen die gleichen Wirkungen aus, wie unsere körpereigenen Hormone. Synthetische Hormonderivate hingegen sind unseren eigenen Hormonen zwar sehr ähnlich, sodass auch sie am Zellrezeptor andocken können, sind aber nicht identisch. Sie haben deshalb, je nach Körpergewebe, z.T. völlig andere Wirkungen an der Zelle als unsere körpereigenen Hormone. So wirkt beispielsweise das synthetisch veränderte Progesteron, ein sogenanntes Gestagen, an der Gebärmutterschleimhaut ähnlich wie körpereigenes Progesteron. Es verhindert Regelschmerzen oder zu starke und zu lange Blutungen und schützt vor Gebärmutterschleimhautkrebs. Während jedoch körpereigenes Progesteron die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass sich ein befruchtetes Ei einnisten und wachsen kann, wird durch das synthetisch veränderte Progesteron die Gebärmutterschleimhaut kaum aufgebaut und erhalten. Es ist also nicht schwangerschaftsfördernd, sondern im Gegenteil. Auch am Brustgewebe wirkt natürliches Progesteron anders wie das synthetische Gestagen. Körpereigenes Progesteron schützt vor Brustkrebs, während das Gestagenderivat das Brustkrebsrisiko erhöht. Das Unterstützen der sinkenden Hormone mit bioidentischen Hormonen in den Wechseljahren hat mehrere Vorteile. Es bietet Schutz vor allgemeinen Wechseljahresbeschwerden wie Schlafstörungen, Hitzewallungen, Problemen im Urogenitaltrakt oder Gelenkproblemen. Weiter senkt es das Risiko für Arteriosklerose oder Osteoporose und wirkt sich positiv auf Haut und Haare aus. Das Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs und für das Thrombose-Risiko bleibt unter der Anwendung von bioidentischen Hormonen gleich (wie ohne Hormontherapie), es wird also nicht erhöht (im Gegensatz zur Therapie mit synthetischen Hormonen). Für eine Behandlung mit bioidentischen Hormonen benötigt man jedoch auf jeden Fall eine erfahrene Fachperson, sie sind verschreibungspflichtig. Einer Behandlung geht eine ausführliche Hormon-Diagnostik voraus, um zu bestimmen, ob und bei welchen Hormonen ein Mangel vorliegt. Die Hormonwerte lassen sich im Blut oder im Speichel messen, den Speicheltest kann man bequem zuhause machen und an ein spezielles Labor einschicken, zudem sind die Werte genauer als im Bluttest. Die bioidentischen Hormone gibt es in Kapseln oder Tablettenform zur oralen Anwendung oder als Creme, die man auf die Haut aufträgt. Über den Magendarmtrakt gelangen die Hormone relativ schnell in die Leber, wo sie zu einem grossen Teil abgebaut werden. Deshalb benötigt es bei der oralen Anwendung höhere Einzeldosen. Dies kann man mit Hormoncremes umgehen, diese Applikationsart kommt mit geringeren Hormonmengen aus und kann sehr individuell dosiert werden. Wichtig ist, die Hormone immer ganzheitlich zu betrachten. Unsere zahlreichen Hormone interagieren alle miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Die verschiedenen Hormondrüsen, wie z.B. die Schilddrüse, die Nebenniere oder die Eierstöcke, stehen in enger Zusammenarbeit untereinander.
Last, but not least – Warum leiden die einen Frauen an Wechseljahresbeschwerden und andere nicht?
Warum ist es eigentlich so, dass gewisse Frauen kaum oder gar nichts von ihren Wechseljahren spüren? Frauen, die sich schon ihr ganzes Leben einen gesunden Lebensstil gegönnt haben mit gesunder Ernährung, genügend Bewegung und einer ausgewogenen Work-Live-Balance, haben grundsätzlich bessere Chancen, gut durch die Abänderung zu kommen. Man weiss unterdessen, dass sich die jahrelange Einnahme der Antibabypille eher negativ auswirkt und diese Frauen zu mehr Wechseljahresproblemen neigen. Doch vielleicht kennst du sie auch, die Frauen, die scheinbar immer alles «richtig» gemacht haben und trotzdem unter Problemen leiden? Vielleicht bist du selbst eine davon? In ihrem Buch «Nährstoff-Therapie – Orthomolekulare Medizin & Bioidentische Hormone» beschreibt die Autorin Dr. med. Helena Orfanos-Boeckel ihre Erkenntnis zu solchen Frauen. Zwar handelt dieses Buch nicht primär von den Wechseljahren, sondern generell von gesundheitlichen Problemen, aber das könnte eine Antwort sein. Frau Orfanos-Boeckel nennt das Problem die «Individuelle Biochemische Stoffwechsel-Empfindlichkeit (IBSE)». Ist diese hoch, reagiert die Person auf alles viel empfindlicher als jemand mit niedriger IBSE. Die Ärztin macht erstaunlich positive Erfahrungen mit einer Kombination von individuell verordneten hochdosierten Mikronährstoffen und bioidentischen Hormonen, dies aufgrund genauer Laborwerte. Verzweifle also nicht und gib nicht auf, wenn du, obwohl du immer gesund gelebt hast, trotzdem mit diversen gesundheitlichen Problemen und Wechseljahresbeschwerden zu kämpfen hast. Versuche eine Fachperson zu finden, die weit über den Tellerrand der Schulmedizin hinausschaut und sich mit oben erwähnten Dingen auskennt.
Abschliessend ist es wichtig, hier nun doch auch noch zu erwähnen, dass die Wechseljahre grundsätzlich physiologisch und nicht etwa pathologisch sind. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um einen normalen Lebensprozess. Genauso wie die Pubertät mit ihren Hormonschwankungen physiologisch ist, so sind es auch die Wechseljahre. Der grösste Unterschied besteht wohl darin, dass weil wir älter sind, alle Prozesse unseren Körper mehr Kraft kosten. Deshalb sollten wir unserem Körper unbedingt die nötige Aufmerksamkeit und Zuwendung sowie genug Pausen gönnen.
Ich hoffe, dass dir diese Informationen weiterhelfen und du diesen Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt positiv meisterst!
Dies ist der vierte von vier Teilen zum Thema Wechseljahre.
Teil 1: Was geht in den Wechseljahren ab?
Guten Tag
Wo gibt es Ärzte oder Spezialisten in der Schweiz die auf bioidentische Hormone spezialistert sind und wo kann man diese dann auch kaufen und sich weiter gut beraten lassen?
Ich bin am verzwiefeln, denn ich finde niemanden.
Bin ihnen sehr dankbar über die Antwort.
Priska Aregger
Guten Tag Frau Aregger, Vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir haben recherchiert und können Ihnen mitteilen, dass wir die Wisemedicine kennen. Informationen und Beratung zur bioidentischen Hormontherapie finden Sie unter folgendem Link: https://www.wisemed.ch/bioidentische-hormontherapie
Wir hoffen das hilft Ihnen weiter. Beste Grüsse, Ihr Vitalstoffmedizin-Team