Probiotika, Präbiotika und Fermente
Dr. med. Heinz Lüscher
Das Darmmikrobiom (Darmflora) hat grossen Einfluss auf unsere Gesundheit. Durch eine gesunde Ernährung und Lebensweise kann man die nützlichen Mikroorganismen unterstützen. Je ausgewogener das Mikrobiom ist, umso geringer ist die Gefahr für chronische, aber auch akute Erkrankungen. Ist die Darmflora durcheinandergeraten, z.B. nach einer Antibiotika-Therapie, ist es wichtig, den Wiederaufbau des Darmmikrobioms zu unterstützen, dazu dienen Probiotika, Präbiotika und Fermente.
Definition Mikrobiom
Als Mikrobiom bezeichnet man die Gesamtheit aller Mikroorganismen (Bakterien, Archaeen, Viren, Pilze und Protozoen), die einen Makroorganimus (Mensch, Tier, Pflanze) besiedeln. Mikrobiome können u.a. das Immunsystem, den Stoffwechsel und das Hormonsystem ihres Wirts beeinflussen.
Definition nach DocCheckFlexikon
Probiotika und Präbiotika im Video
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Das menschliche Mikrobiom
Die Mikrobiota besiedeln vor allem den Darm, sowie die Haut (Darmflora, Hautflora), doch sie kommen auch im Mund- und Nasenraum, bis in die Lunge und im Urogenitaltrakt und gar in den Brustdrüsen stillender Mütter vor. Sie spielen überall dort eine grosse Rolle, wo Kontakt zur «Aussenwelt» stattfindet und gehören zur Barriere für krankmachende Erreger (z.B. Darmbarriere oder Hautbarriere). Mit Probiotika, Präbiotika und Fermenten können wir das Mikrobiom gezielt unterstützen.
Darmmikrobiom
Der grösste Teil der Mikroorganismen des Mikrobioms befindet sich im Magen-Darm-Trakt, insbesondere im Dickdarm. Die Zusammensetzung des menschlichen Darmmikrobioms ist bei jedem Menschen einzigartig und verändert sich während eines Lebens, je nach Lebensumständen und Lebensstil. Bakterien machen den Grossteil aus.
Ein gesunder Darm beherbergt bis zu 100 Billionen Bakterien und es wird vermutet, dass es sich um rund 1000 verschiedene Bakterienarten handelt, wahrscheinlich sind es sogar weit mehr. Wir leben in symbiotischer Gemeinschaft mit den Mikroorganismen: Sie besiedeln unseren Darm, spalten die Nahrung auf, leben davon und machen sie gleichzeitig für uns verdaulich. Die Bakterien produzieren für uns nicht nur bestimmte Vitamine (Vitamin K und B-Vitamine, z.B. Vitamin B12), sondern auch Verdauungsenzyme und Hormone. Ist das Darmmikrobiom gestört, kann es zu einem Mangel dieser Stoffe kommen. Man weiss unterdessen, dass die Darmflora auf diese Weise sogar einen Einfluss auf unsere Psyche und psychische Erkrankungen hat.
Empfindliches Ökosystem
Das Darmmikrobiom ist ein empfindliches Ökosystem, das durch äussere Einflüsse leicht aus dem natürlichen Gleichgewicht gebracht werden kann. Die Ernährung und der Lebensstil haben einen grossen Einfluss auf ein stabiles Darmmikrobiom. Eine optimale Ernährung, die ein gesundes Gleichgewicht der Darmbakterien fördert, sollte ausgewogen sein und viele pro- und präbiotische Lebensmittel enthalten. Risikofaktoren für eine Dysbalance im Darm können neben einer falschen Ernährung und Stress auch Medikamente, insbesondere Antibiotika sein. Ein Antibiotikum unterscheidet nicht zwischen «guten und bösen» Bakterien! Aber auch Cortison, Magensäureblocker oder nicht steroidale Entzündungshemmer können die Darmflora stören. Weiter können sich Umweltgifte, hormonelle Einflüsse und das Alter negativ auf das empfindliche System auswirken. Symptome einer gestörten Darmflora sind z.B. Durchfall, Unregelmässigkeiten beim Stuhlgang, Bauchschmerzen, Bauchspannung oder Bauchschwellung.
Die Mikroorganismen in unserem Darm haben einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit. Es gibt inzwischen kaum eine chronische Krankheit, die man nicht mit einer kranken Darmflora in Verbindung bringen würde. Selbst psychische Beschwerden entwickeln sich besonders gut, wenn das Darmmikrobiom gestört ist.
Das Darmmikrobiom und das Immunsystem
Zwischen der Darmflora und dem Immunsystem findet eine ständige Interaktion statt. Im Darm sitzt so etwas wie das zentrale Ausbildungscamp unseres Immunsystems. 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm und knapp 80% aller Abwehrreaktionen laufen hier ab. Die guten Darmbakterien «informieren» die Immunzellen im Darm z.B. über Eindringlinge, damit das Immunsystem sofort aktiv werden kann. Das Mikrobiom beeinflusst sowohl das angeborene wie auch das erworbene Immunsystem und spielt für die körpereigene Abwehr eine entscheidende Rolle.
Gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht, ist es deshalb wichtig, diese wieder aufzubauen, bzw. den Körper dabei zu unterstützen. Dazu kann man nützliche Bakterien (Probiotika), deren Nahrung (Präbiotika) und zusätzlich Fermente einnehmen.
Probiotika, Präbiotika und Fermente
Probiotika
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die sich nach der Einnahme im Darm vermehren und diesen besiedeln sollen. Es handelt sich dabei vor allem um Bakterien, Pilze spielen eine untergeordnete Rolle. Das Wort Probiotika stammt aus dem Griechischen und ist zusammengesetzt aus „Pro“ = „für“ und „Bios“ = „Leben“.
Probiotika helfen, eine aus dem Gleichgewicht gebrachte Darmflora zu regenerieren und erhalten diese gesund. Sie verdrängen, neutralisieren und schädigen krankmachende Mikroorganismen im Darm und stimulieren weiter das Immunsystem. Dabei ergibt sich ein interessanter Effekt. Im Darm ist nämlich nicht unbeschränkt Platz. Fehlen die guten Bakterien im Darm, können sich die schlechten, pathogenen Keime ungehindert ausbreiten. Werden umgekehrt die guten Bakterien gestärkt, mit Probiotika gezielt angesiedelt und mit Präbiotika «gefüttert», können sie die unerwünschten Mikroorganismen verdrängen und deren Platz einnehmen. Man vermutet sogar, dass Probiotika gewisse Substanzen bilden, mit denen sie schädliche Bakterien gezielt bekämpfen.
Bekannte Probiotika sind beispielsweise Laktobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken und Hefepilze. Wichtig zu wissen ist, dass Probiotika häufig bloss als Milchsäure-Bakterienkulturen beworben werden dürfen. Das ist zwar nicht falsch, unterschlägt aber einen wesentlichen Aspekt ihrer Gesundheitswirkung: Probiotika haben einen grossen Einfluss auf die Darmgesundheit und diese wiederum auf den ganzen Körper.
Präbiotika
Präbiotika sind für den Menschen nicht-verdaubare Nahrungsbestandteile, die im Dickdarm von den Mikroorganismen abgebaut werden und dort selektiv das Wachstum oder die Aktivität bestimmter erwünschter Bakterien fördern. Einfach ausgedrückt sind Präbiotika die «Nahrung» der Probiotika und der nützlichen Bakterien im Darm. Werden sie mit Präbiotika «gefüttert», vermehren sie sich rascher und machen sich schneller breit im Darm. Gleichzeitig wirken Präbiotika wie Ballaststoffe: sie unterstützen die Verdauung und wirken Verstopfung entgegen.
Fermente
Immer wieder ist von mehrstufig fermentierten Pflanzenmischungen zu lesen, die zusammen mit Probiotika oder auch allein zur Darmsanierung eingenommen werden. Solche Fermente enthalten zahlreiche Mikronährstoffe wie beispielsweise Antioxidantien, Enzyme, Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Bioflavonoide und Sekundärstoffe.
Bei der Fermentation handelt es sich um eine enzymatische Umwandlung von Lebensmitteln. Mit Hilfe von Mikroorganismen wird in den Lebensmitteln ein Gärprozess ausgelöst. Durch die mehrstufige Fermentation werden die Kräuter und Pflanzen in ihre Grundbestandteile aufgeschlossen. So werden die Inhaltsstoffe herausgelöst, konzentriert und in kleine Moleküle zerlegt, die vom Körper gut aufgenommen werden können. Weiter wird die Kräuter- und Pflanzenmischung während der Fermentation mit Enzymen angereichert, die wiederum vom Körper verwendet werden können.
Fermente bieten zusätzlich zu den Mikroorganismen Nährstoffe und Enzyme, welche den Verdauungsprozess verbessern und die körpereigene Verdauung entlasten.