Die Psychoneuroimmunologie (PNI) ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit den komplexen Zusammenhängen zwischen Gesundheit und Krankheit, vor allem hinsichtlich ihrer Ursachen auseinandersetzt. Die PNI gibt uns neue Impulse, um das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele besser zu verstehen. Es ist Zeit für eine ganzheitlichere Medizin! Eine, welche die «Spezialisten-Röhrenblick-Sichtweise» hinter sich lässt und den Menschen als Ganzes ins Blickfeld setzt.
Prof. Dr. Stefan Hockertz
Was ist Psychoneuroimmunologie?
Im Zentrum der Betrachtung stehen bei der PNI ineinandergreifende Systeme; allen voran die Wechselwirkungen von Psyche, Nerven- und Immunsystem (Psycho – Neuro – Immunologie). Die PNI erforscht das geniale und ebenso komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Steuerungszentren unseres Körpers und kommt zu immer wieder erstaunlichen Erkenntnissen. Die PNI integriert in ihrer Anwendung Kenntnisse aus der Psychologie, der Neurologie, der Immunologie, aber auch der Endokrinologie, der Soziologie und den Bewegungswissenschaften. Weiter werden aber auch Prozesse innerhalb des Zellkerns und der Epigenetik miteinbezogen. Die Erkenntnisse werden in der klinischen PNI in die Praxis umgesetzt, um therapeutische Interventionen und prophylaktische Ansätze zu entwickeln.
Wechselseitige Kommunikation
Die Psychoneuroimmunologie beweist eindrucksvoll, wie die Psyche, das Nervensystem und die körpereigenen Abwehrkräfte in engem Informationsaustausch miteinander stehen. Die drei Systeme kommunizieren und reagieren wechselseitig, Schnittstellen dieser Regelkreise sind z.B. das Gehirn mit der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die Nebennieren und die Immunzellen. Aufgrund des Zusammenwirkens der Hormone ist die PNI eng verwandt mit der Psychoneuroendokrinologie, welche diese Wechselwirkungen noch näher untersucht. Im Mittelpunkt der PNI steht die Wirkung der Psyche auf das Immunsystem.
Gefühle nehmen Einfluss auf das Immunsystem
Die Psychoneuroimmunologie stellt die nach wie vor in der Medizin stark verankerte Auffassung eines im Organismus mehr oder weniger autonom arbeitenden Immunsystems auf den Kopf. Wissenschaftler haben schon länger Hinweise gefunden, dass beispielsweise unsere Gefühle, Emotionen, Gedanken und Einstellungen eine Schlüsselrolle im Immunsystem spielen. Einen Durchbruch erlebte die Psychoneuroimmunologie, als mit Laborwerten nachgewiesen werden konnte, dass Emotionen biochemische Reaktionen im Körper auslösen. Sind wir emotionalen Belastungen ausgesetzt, steigen bestimmte Entzündungsmarker an.
Wir sollten verstehen, dass immunologische Reaktionen niemals isoliert betrachtet werden dürfen, sondern immer im Zusammenspiel mit psychischen und psychosozialen Faktoren! Auch Ernährung, Schlaf / Entspannung und Bewegung spielen für das Immunsystem bekanntlich eine tragende Rolle. Wichtig ist, wie bereits erwähnt, nichts isoliert zu betrachten, sondern immer im Zusammenspiel, denn so sind wir geschaffen!
Chronischer Stress schwächt die Immunabwehr
Man muss zwischen akutem und chronischem Stress unterscheiden; bei akutem Stress wird der Körper kurzfristig leistungsfähiger und damit die Immunaktivität erhöht, um sich gegen die drohende Gefahr wehren zu können. Der Körper reguliert sich nach akutem Stress von selbst wieder. Ein überlasteter und geschwächter Körper kann dabei aber aus der natürlichen Balance geraten und aus akutem kann chronischer Stress werden oder Distress, also negativer Stress.
Ob ein Mensch etwas als Eustress (positiver Stress) und positive Herausforderung oder Distress und Überforderung empfindet, ist sehr individuell und hängt von mehreren Faktoren ab. Dem einen setzt der dauernd fordernde Chef zu, dem anderen die Streitigkeiten mit dem Partner, auch finanzielle Probleme oder Sorgen um die Kinder können einen stressen. Besondere Beachtung finden in der PNI ausserdem frühe Einflüsse auf die Psyche und das Stresssystem (early life stress). Negative Erfahrungen wie Lieblosigkeit, mangelnde Fürsorge, Ausgrenzung, Ablehnung usw. können dazu führen, dass mit Stressoren im Erwachsenenalter weniger gut zurechtgekommen wird.
Geschwächtes Immunsystem durch psychische Einflüsse
Vermindertes immunologisches Gedächtnis:
- Verminderte Bildung von T-Zellen (gehören zu den Lymphozyten und spielen eine wichtige Rolle im menschlichen Immunsystem; erkennen Antigene).
- Verminderte Reaktion von Natürlichen Killerzellen (NK), (gehören ebenfalls zu den Lymphozyten und können abnormale Zellen wie z.B. Krebszellen oder virusinfizierte Zellen erkennen und abtöten).
Ein geschwächtes Immunsystem kann eine erhöhte Infektionshäufigkeit und die Entstehung bzw. Verschlechterung von diversen chronischen Erkrankungen nach sich ziehen.
“Entzündete Psyche“
Das Umdenken begann, als bei Immuntherapien, die künstlich eine Entzündung erzeugen, Depressionen als Nebenwirkung auftraten. Inzwischen nehmen Forscher an, dass die Ursache psychischer Störungen auch die dauerhafte Entzündung selbst sein kann, die zu Funktionsveränderungen im Gehirn führt.
Aus der Apotheken-Umschau: https://www.apotheken-umschau.de/mein-koerper/immunsystem/wie-die-psyche-das-immunsystem-beeinflusst-722369.html
Die Erkenntnisse aus der PNI nützen
Hat Sie ihr Arzt oder Ihre Ärztin schon einmal gefragt, ob sie sich oft ärgern, sich viele Sorgen machen oder gar Angst haben? Oder ob Sie Eheprobleme haben oder einen mühsamen Chef? Nicht? Eigentlich schade, denn negative Gedanken, Gefühle und Emotionen machen uns wissenschaftlich bewiesen krank, sie greifen unser Immunsystem an. Chronischer Stress beeinflusst Immunfaktoren negativ, er wirkt wie Gift in unserem Körper! Umgekehrt wirken sich positive psychische Einflussfaktoren wie Optimismus, positives Denken, guter Selbstwert, gute soziale Bindungen, Dankbarkeit etc. positiv auf das Immunsystem aus. Es ist meist nicht einfach, doch ein solch positiver Lebensstil kann eingeübt werden und wird sich auswirken und sollte unbedingt angestrebt werden. Wahrscheinlich benötigt man Unterstützung, um zu lernen, «anstatt dem halbleeren das halbvolle Glas sehen zu können», hinderliche Muster zu erkennen und neues Denken einzuüben oder seinen Selbstwert zu steigern, doch es wird sich auszahlen. Es wird sich eine Positiv-Spirale in Gang setzen mit erfreulichen Resultaten auf den gesamten Menschen. Es ist bewiesen, dass z.B. Entspannungs- und Imaginationsübungen zu einem Anstieg zellulärer Immunität führen, auch Musik oder Meditation führen zu ähnlichen Effekten. Aber auch regelmässige, moderate Bewegung und eine saisonale, abwechslungsreiche Ernährung unterstützen Ihr Immunsystem massgeblich.
Möglichkeiten, zur Krankheitsprophylaxe oder zur Unterstützung beim Gesundwerden (Auswahl):
- Geeignetes Bewegungstraining
- Psychotherapeutische Angebote / Coachings (z.B. Mentaltraining, Neurofeedback, Pesso, Alexandertechnik, Körperzentrierte Gesprächstherapie u.v.m)
- Entspannungstechniken / zur Ruhe kommen
- Meditation / Gebet / Gottvertrauen
- Imaginationsübungen (positive, angenehme innere Erlebnisse)
- Ernährungsberatung
- Vitalstofftherapie (Ernährung mit geeigneten Mikronährstoffen ergänzen)
Mikronährstoffe als Nahrungsergänzung
Gewisse Mikronährstoffe wirken sich positiv auf die Psyche und das Nerven- und Immunsystem aus. Eine gute Grundversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist äusserst wichtig und unterstützt und stärkt diese Systeme. Weiter sind natürliche Entzündungshemmer und Antioxidanten, wie beispielsweise Kurkuma, hilfreich, um ein Überschiessen des Immunsystems zu verhindern und angegriffene Nerven zu schützen. Schliesslich ist eine Mischung weiterer Inhaltsstoffe denkbar. Beispielsweise Löwenzahnextrakt (entzündungshemmend, hemmt Interleukin-6), Traubenkernextrakt (gefässschützend, antioxidativ), Reishi-Sporen-Pulver (nervenschützend, immunstärkend), Quercetin (antioxidativ), Braunalgenextrakt (entgiftend, immunstärkend, herzschützend) oder Rosenwurz-Extrakt (stimmungsaufhellend, stressmindernd).
Ängste bewältigen
Die weltweiten Ereignisse der letzten zweieinhalb Jahre haben bei vielen Menschen ihre Spuren hinterlassen. Andauernd wurde (und wird noch) Angst geschürt, was, wie Sie nun wissen, die Abwehrkräfte schwächen kann! Deshalb ist mein Appell: Haben Sie keine Angst und fürchten Sie sich nicht, machen Sie sich nicht ständig Sorgen, sondern blicken Sie hoffnungsvoll in die Zukunft!
Aber auch mit diesen Ereignissen einhergehende freiwillige und erzwungene ärztliche Maßnahmen können den Körper im wahrsten Sinn des Wortes langfristig stressen (insbesondere Psyche, Nerven- sowie Immunsystem sind betroffen). Es lohnt sich deshalb auf jeden Fall, seinen Körper mit den Erkenntnissen der PNI nachhaltig zu stärken, um aus dem durch unverantwortliche Politik und Medien geschürten aktuellen Angststress wieder herauszukommen. Dafür können Möglichkeiten aus den oben beschriebenen Angeboten empfohlen werden.