Magnesium (Mg)
Dr. med. Heinz Lüscher
Magnesium ist ein essenzieller Mineralstoff mit zahlreichen Funktionen im menschlichen Körper. Es katalysiert rund 800 chemische Reaktionen im Körper als Co-Faktor und ist somit ein Schlüssel-Mineralstoff. Schätzungsweise 80% aller Menschen in unseren Breitengraden weisen jedoch einen Mangel auf, mit entsprechenden Beschwerden. Bei rund 100 Erkrankungen spielt ein Magnesium-Mangel eine grössere Rolle.
Ein unterschätzter Mineralstoff
Bei Blutuntersuchungen in Arztpraxen und Spitälern werden praktisch immer die Mineralstoffe Kalzium, Kalium, Natrium und Chlorid gemessen, das noch viel wichtigere Magnesium hingegen praktisch nie. Die Schulmedizin hat die Wichtigkeit von Magnesium leider noch nicht erkannt.
Magnesium im Video
Erfahre mehr über Magnesium und die enthaltenen Vitalstoffe im Video mit Dr. med. Heinz Lüscher.
Wichtig zu wissen:
Der Körper hält den Mg-Spiegel im Blut immer konstant, weil Mg für die Herzfunktion (das Herz ist ein Muskel) unerlässlich ist. Um den Blutspiegel konstant zu halten, wird Mg bei Mangel aus Knochen und Muskeln abgezogen. Bei einem normalen Mg-Blutspiegel kann darum trotzdem ein krasser Mangel in den Zellen und Geweben vorliegen.
Wesentliche Aussagen dieses Artikels basieren auf den Veröffentlichungen der beiden Magnesium-Spezialisten Dr. Carolyn Dean und Dr. Mark Sircus.
Dean, Carolyn (2016): «Magnesium. Das Wundermineral als Schlüssel für deine Gesundheit.» Rottenburg.Sircus, Mark (2018): Gesammelte Artikel zu Magnesium. Abgerufen unter http://drsircus.com/magnesium/ (Januar 2018).
Einige wichtige Funktionen
- Katalysiert ca. 800 chemische Reaktionen im Körper als Co-Faktor
- Produziert und transportiert Energie
- Synthetisiert Proteine
- Überträgt Nervensignale
- Entspannt die Muskeln
- Nimmt Einfluss auf das Immunsystem
In welchen Nahrungsmitteln ist Magnesium enthalten?
Magnesium-Lieferanten sind unter anderem Getreideprodukte, Pseudogetreide, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte, grünes Gemüse und Früchte. Auch in Milchprodukten, Fisch und Fleisch ist Magnesium enthalten. Leider ist der Gehalt heutzutage oft nicht mehr genügend.
Magnesium und Calcium
Magnesium hat einen Antagonisten; das Calcium. Magnesium kontrolliert in der Zellmembran, wie viel Calcium in die Zelle gelangt. Es sorgt dafür, den Gehalt an Calcium in den Knochen und Zähnen zu erhöhen und den Calciumgehalt in den weichen Geweben (Muskel-, Leber-, Nervengewebe und andere) zu minimieren. Denn so sollte es sein. Bei einem Magnesiummangel gelangt aber möglicherweise nicht genug Calcium in die Knochenzellen, was das Risiko an einer Osteoporose zu erkranken, erhöht. Gleichzeitig kann ein Mangel an Magnesium das Risiko erhöhen, zu viel Calcium in den Zellen von Weichgeweben zu haben. Dies belastet jedoch diese Zellen und veranlasst sie, verschiedene entzündungsfördernde Substanzen freizusetzen.
Zuweilen ist zu lesen, Magnesium und Calcium dürften nicht gemeinsam eingenommen werden, weil sich die beiden Mineralstoffe bei der Aufnahme im Darm gegenseitig behindern würden. Richtig ist: Beide, Magnesium und Calcium, sind für den reibungslosen Ablauf bestimmter Vorgänge im Körper unverzichtbar. Auch wenn die beiden Mineralstoffe zum Teil gegensätzliche Aufgaben wahrnehmen (z.B. in den Muskelzellen), ist es wichtig, dass wir beide mit der Nahrung in ausreichender Menge und in einem Verhältnis von ca. 1:2 bis 2:1 zu uns nehmen. Problematisch wird es dann, wenn man von einem Mineralstoff sehr viel und vom anderen nur sehr wenig einnimmt. In diesem Fall kann es zu einer Unterversorgung von Letzterem kommen. Die meisten Menschen im Westen erhalten mit der Nahrung mehr als genug Calcium, auch wenn sie z.B. nur wenig Milchprodukte zu sich nehmen. Eine Supplementierung mit Calcium ist damit nicht nötig. Es ist vielmehr das Magnesium, bei dem die Gefahr eines Mangels besteht.
Calcium ist wichtig für gesunde Knochen und Zähne. Wenn jedoch zu viel davon in der Blutbahn zirkuliert, kann es zu gefährlichen Ablagerungen in den Blutgefässen kommen (Arteriosklerose), was zu Herzinfarkt oder Schlaganfall (Hirninfarkt) führen kann. Deswegen muss zusätzlich auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin K2 geachtet werden. Dieses hat die Aufgabe, überschüssiges Calcium aus der Blutbahn zu entfernen und für dessen Einbau in die Knochen zu sorgen.
Einfluss von Magnesium bei einer Reihe von Erkrankungen
Mg und Osteoporose
Mg spielt für die Knochengesundheit eine ebenso wichtige Rolle wie Calcium. Wer bei der Osteoporose das Magnesium ausser Acht lässt, wird diese Krankheit nie erfolgreich behandeln können. Osteoporose hat keine hormonelle Ursache, sondern ist eine Folge des Mangels an Mg, Vitamin D und Vitamin K2. In einer Studie an postmenopausalen Frauen konnte die Osteoporose durch die alleinige Gabe von Magnesium gestoppt werden.
Sojka, J. E. und Weaver, C.M.: «Magnesium supplementation and osteoporosis». Nutrition Reviews, März 1995, 53 (3) 71-74.
Meine Behandlung einer Osteoporose
Magnesium: 800-1000 mg / Tag
Vitamin D3: 4000 I.E. / Tag
Vitamin K2: ca. 200 µg / Tag
Es braucht kein zusätzliches Calcium. Die Behandlung dauert 1-2 Jahre und kann in jedem Alter durchgeführt werden.
Mg und Migräne
Migräne kann zwar mehrere Ursachen haben, die man meist nicht herausfindet, aber Magnesiummangel ist eine wichtige davon. Mg kann sowohl Spasmen von kleinen Blutgefässen im Gehirn vorbeugen, als auch Verspannungen von Kopf- und Nackenmuskulatur lösen. Beides wirkt der Migräne entgegen. Bei einer Studie an 3000 Migränepatienten, die täglich 200 mg Magnesium verabreicht bekamen, konnten die Migränesymptome bei 80% reduziert werden.
Mauskop, A. und Fox, B.: «What your doctor may not tell you about migraines». Warner Books, New York, 2001.
Mg und Depressionen
Für die Freisetzung des «Wohlfühl-Hormons» Serotonin braucht es Magnesium! Antidepressiva, sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) können zwar in manchen Fällen Depressionen erleichtern, aber längst nicht immer. Mit Mg kann auf natürliche Weise der Serotoninspiegel im Gehirn erhöht werden, ohne künstlich in die Hirn-Chemie einzugreifen.
Cox, R.H., Shealy, C.N. et al : «significant magnesium deficiency in depression». The journal of Neurological and Orthopaedic Medicine and Surgery, 1996, 17: 7-9.
Mg und Herzerkrankungen
Der positive Einfluss von Mg auf das Herz ist bereits seit den 1930-er Jahren bekannt. Der Magnesium-Forscher Dr. Michael Shechter konnte den Nutzen von Mg bei Herzkrankheiten seit 2000 eindrücklich nachweisen. Die sogenannten LIMIT-Studien (Leicester Intravenous Magnesium Internvention Trial), veröffentlicht in der renommierten Zeitschrift «Lancet» 1992 und 1994, beschrieben eine massive Verbesserung der Überlebenschancen nach einem Herzinfarkt durch frühzeitige Magnesiumgaben. Hier zwei von mehreren Studien von Dr. Shechter:
Shechter, M. und Shechter, A.: «Magnesium and myocardial infarction». Clinical Calcium, November 2005, 15 (11): 111-115.
Shechter, M. et al: «Oral magnesium therapy improves endothelial function in patients with coronary artery disease». Circulation, 7. November 2000, 102(19) 2553-2558.
Mg und Cholesterin / hoher Blutdruck
Essgewohnheiten, welche den Cholesterinspiegel erhöhen, gehen immer einher mit einem Magnesiummangel. Magnesium senkt den Cholesterinspiegel in gleicher Weise wie die Medikamenten-Klasse der Statine. Beide senken die Bildung von HMG-CoA-Reduktase, einem Enzym, das für die Bildung von Cholesterin benötigt wird. Die beiden Ärztinnen Dr. Andrea Rosanoff und Dr. Mildred Seelig berichten in ihrem Buch von 18 Humanstudien, in denen durch alleinige Behandlung mit Magnesium der Gesamt-Cholesterinspiegel um 6-23% und der LDL-Spiegel um 10-18% gesenkt sowie der HDL-Spiegel («gutes Cholesterin») um 4-11% angehoben werden konnte.
Rosanoff, A. und Seelig, M.S.: «Comparison of mechanism and functional effects of magnesium and statin pharmaceuticals». Journal of the American College of Nutrition, 2004, 23(5): 501S-505S.
Hoher Blutdruck (Hypertonie) hat oft mit der Tatsache zu tun, dass viele Menschen zu wenig trinken, was zu einer Dehydration führt. Werden jetzt gegen den hohen Blutdruck noch Diuretika verschrieben, wird nicht nur der Wassermangel im Körper verstärkt, sondern es werden auch Magnesium und Kalium ausgeschwemmt, was den Blutdruck weiter erhöht. Hypertonie sollte darum immer zuerst mit viel trinken und Magnesium behandelt werden, bevor man weitere Medikamente einsetzt.
Einfluss auf das Immunsystem
Magnesium spielt weiter im Immunsystem eine Rolle. Ein Mangel an Magnesium kann chronische Entzündungen fördern oder sogar verursachen. „Stille“ Entzündungen werden oft lange nicht erkannt, da die Symptome eher diffus sind, sie versetzen jedoch das Immunsystem dauerhaft in Alarmbereitschaft, strapazieren den gesamten Stoffwechsel und können zu chronisch entzündlichen Erkrankungen führen.
Eine Gruppe von Forschern aus Mexiko, Australien und dem Iran haben 11 randomisierte, kontrollierte Studien untersucht. Ihr Fokus lag dabei auf der Einwirkung von Magnesium auf das sogenannte CRP (C-reaktives Protein), ein Entzündungsmarker, der im Blut gemessen werden kann. Entsteht im Körper eine Entzündung, gibt er bestimmte Stoffe wie das CRP als Teil der Immunantwort ins Blut ab. Der CRP-Wert kann deshalb als Parameter zur Bestimmung der Schwere einer Entzündung herbeigezogen werden. Je höher der CRP-Wert, desto stärker die Entzündung. Bei denjenigen Studienteilnehmern, bei welchen das CRP erhöht war, die also an einer Entzündung litten, konnte man beobachten, dass die Magnesium-Supplementation eine signifikante Verringerung des CRP-Spiegels bewirkte. Bei den Teilnehmern ohne Entzündungszeichen jedoch, liess sich kein Effekt auf das CRP beobachten; Magnesium in physiologischen Dosen beeinflusst den Körper also nicht über ein gesundes Mass hinaus.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28545353/
https://www.nutraingredients.com/Article/2017/06/08/Magnesium-supplements-show-potential-anti-inflammatory-effects-Meta-analysis
In früheren Studien verringerten Forscher bei Ratten deren Magnesiumspiegel. Die Tiere entwickelten darauf klinische Entzündungszeichen. Lymphozyten und Makrophagen (weisse Blutkörperchen) wurden aktiviert und eine erhöhte Produktion von Zytokinen (spielen in der Koordination der Immunabwehr eine wichtige Rolle) und freien Radikalen konnte beobachtet werden. Sobald die Ratten ausreichende Mengen an Magnesium bekamen, nahmen die entzündlichen Prozesse schnell wieder ab.
Gerade weil viele Menschen einen Mangel an Magnesium haben, setze ich es in allen Fällen ein, in denen es wichtig ist, das Immunsystem zu unterstützen.
Mg-Bedarf und Dosierung
Wegen unserer ausgelaugten Böden ist der Mg-Gehalt in vielen Früchten und Gemüsen zu niedrig. Durch die Nahrung wird nur 70-80% des Mg-Bedarfs gedeckt. Der minimale Mg-Bedarf beträgt (immer pro kg Körpergewicht und Tag):
Gesunder Erwachsener: 6 mg
Kinder: 7-10 mg
Sportler: 7-10 mg
Schwangere: 10-15 mg
Der Tagesbedarf für einen Erwachsenen beträgt somit 400-800 mg pro Tag. Bis ein Mangel in Knochen und Muskeln wieder aufgefüllt ist, braucht es mindestens 1 Jahr mit dieser Dosierung. Erste Effekte sind frühestens nach vier Wochen zu erwarten, weil sich der Körper erst wieder an das erhöhte Mg-Angebot gewöhnen und zuerst die nötigen Carrier-Moleküle bilden muss.
Magnesium ist nicht toxisch. Sollte jemand zu viel Magnesium zu sich nehmen, reagiert der Darm mit Durchfall und scheidet das überschüssige Mg aus.
Empfehlenswerte Mg-Produkte
Es gibt im Handel ca. 20 verschiedene Mg-Salze mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften, vor allem bezüglich Bioverfügbarkeit (Aufnahme im Darm). Auch der Gehalt an reinem Mg ist in jedem Salz anders (zwischen 6 und 50%). Die obigen Angaben zum täglichen Bedarf beziehen sich deshalb immer auf das reine, elementare Magnesium und nicht auf ein bestimmtes Magnesium-Salz. Das am meisten verkaufte Mg-Salz ist Mg-Citrat, das ich aber nicht empfehle, weil es abführend wirkt und Eisen bindet. Ideal ist ein Präparat, das mehrere verschiedene Mg-Salze enthält.
Studien zu Magnesium:
Auswirkungen der Magnesiumsupplementierung auf subjektive Angst: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27869100
Magnesium bei Migräne: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22426836
Magnesium und Depression: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23950577
Wirkung der Magnesiumsupplementierung auf mit Typ-2-Diabetes verbundene kardiovaskuläre Risikofaktoren: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28150351
Ich nehme von Dr.Moncayo (Koryphäe für Schilddrüse und anderes) verordnet 2gramm Mg-Citrat, es wirkt nicht abführend und verbessert viele Dinge (Migräne, Müdigkeit, Leistungsfähigkeit, …)
ich weiß von zwei verschiedenen Citratsorten, mit unterschiedlichen Anteilen, bin (noch) nicht sicher welche ich da genau habe..
Eisenmangel habe ich subjektiv nicht, bin aber recht fit (Ausdauerläufer, ..). Scheint als würde es mein Körper brauchen, wie gesagt Dr.Moncayo ist super – Chefarzt Schilddrüsenambulanz und Privatoedination) Leider ist es noch nicht in den Köpfen aller Ärzte und Ausbildung drin – sehr schade, es würde meiner Meinung nach vielen helfen!
Dauert halt eine Zeit und kostet ohne Rezept in Apothekenqualität gar nicht wenig.
Hat jemand Quellennachweise / Studien bezüglich Mg-Vergleiche (Citrat vs. andere Salze oder letztere untereinander)?
Alles Gute und LG!!
Guten Tag Neo, vielen Dank für Ihre Nachricht. Es freut uns zu hören, dass Magnesiumcitrat bei Ihnen so gut wirkt. Zu den Unterschieden zwischen Magnesiumverbindungen, wie Citrat und anderen Salzen, gibt es einige Studien, die vor allem die Bioverfügbarkeit vergleichen. Eine gezielte Recherche in wissenschaftlichen Datenbanken wie PubMed oder Google Scholar könnte Ihnen hierzu detaillierte Informationen liefern. Gerne können Sie uns bei weiteren Fragen oder Anliegen unter info@vitalstoffmedizin.ch kontaktieren. Beste Grüsse, Ihr Vitalstoffmedizin-Team