Der Darm ist ein vernachlässigtes, aber faszinierendes Organ. Zum einen ist der Darm so etwas wie das zentrale Ausbildungscamp des Immunsystems. Hier lernen unsere Abwehrzellen, gute von bösen Eindringlingen zu unterscheiden. 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm, knapp 80% aller Abwehrreaktionen laufen hier ab. Ist der Darm gesund, sind wir besser gegen Krankheiten geschützt.
Komplexes Darmgehirn
Weiter verfügt der Darm über ein erstaunliches Nervensystem, das Darmgehirn. Über hundert Millionen Nervenzellen steuern zum einen die komplexen Bewegungen des Darms. Zum andern sammelt der Darm ständig Informationen über unseren Körperzustand und ist über das Nervensystem eng mit dem Gehirn verbunden. Wenn im Darm etwas nicht stimmt, fühlen wir uns nicht nur körperlich mies, sondern auch psychisch. Das dem so ist, weiss der Volksmund schon länger: Liebe geht durch den Magen, Ärger kann uns auf den Magen schlagen, manches geht in die Hose oder man hat Schmetterlinge im Bauch. Alles sprachliche Hinweise auf den Zusammenhang zwischen Darm und Nervensystem.
Darm beeinflusst unsere Stimmung
Bisher ging man davon aus, Erkrankungen wie z.B. Depressionen würden weitgehend im Kopf entstehen. Jetzt gibt es immer mehr Hinweise, dass der gesamte Körper, und vor allem der Darm, unsere Stimmung stark beeinflusst. So haben norwegische Forscher nachgewiesen, dass im Darm depressiver Patienten einige Bakterienarten stärker verbreitet sind, während andere fast vollständig fehlen. Und eine amerikanische Studie hat gezeigt: Teilnehmer, die einen Monat lang Milchsäurebakterien assen, reagierten gelassener auf emotional aufwühlende Bilder. Im Verdauungstrakt wird nämlich eine Vielzahl beruhigender und stimmungsaufhellender Hormone gebildet. Ist die Darmflora gestört, wirkt sich das auch auf die Produktion dieser Botenstoffe aus.
Darmflora beeinflusst Gesundheit
A propos Darmflora: Ein gesunder Darm beherbergt bis zu 100 Billionen Bakterien. Das ist etwa gleich viel wie ein Erwachsener Zellen besitzt. Sie besiedeln unseren Darm, spalten die Nahrung auf, leben davon und machen sie gleichzeitig für uns verdaulich. Wichtig ist dabei nicht nur die Zahl der Bakterien, sondern auch ihre Vielfalt: In einem gesunden Darm tummeln sich rund 1000 Arten. Je unterschiedlicher dieses sogenannte Mikrobiom zusammengesetzt ist, desto gesünder bleiben wir. Stress, einseitige Ernährung oder Medikamente können das empfindliche Gleichgewicht schnell stören und wir werden anfälliger für Krankheiten. Auch Antibiotika zerstören jedes Mal einen Grossteil des gesunden Mikrobioms und können so eine Vielzahl von Folgeerkrankungen auslösen.
Fazit: Der Darm ist für unser Immunsystem verantwortlich, besitzt ein eigenes Gehirn, beherbergt eine Vielzahl kleiner Helfer, produziert Hormone und kann unsere Stimmung beeinflussen. Grund genug, in einen gesunden Darm zu investieren!