Grüntee und Matcha
Dr. med. Heinz Lüscher
Tee ist – nach Wasser – das am weitesten verbreitete Getränk weltweit. Nahezu vier Fünftel des Weltkonsums wird als schwarzer Tee genossen – lediglich ungefähr ein Fünftel der Leute bevorzugen grünen Tee und dies vor allem in Asien. Aber auch bei uns wird Grüntee-Matcha immer beliebter – aus guten Gründen!
Was ist Grüntee (grüner Tee)?
Im Unterschied zum schwarzen Tee werden die Teeblätter der Teepflanze nicht fermentiert, sondern nach dem Pflücken durch Dämpfen oder Rösten kurz erhitzt. So wird die Fermentierung gestoppt. Die Blätter behalten ihre grüne Farbe und auch beinahe alle im frischen Blatt enthaltenen wertvollen Wirkstoffe. Nach dem Abkühlen und Trocknen werden die Blätter gerollt.
Grüntee und Matcha im Video
Erfahre mehr über Grüntee und Matcha und die enthaltenen Vitalstoffe im Video mit Dr. med. Heinz Lüscher.
Zur Geschichte von Grüntee und Matcha
China gilt als Ursprungsland der Teepflanze. Buddhistische Mönche brachten den Tee auch nach Japan, wo heute weltweit am meisten hochwertiger Matcha-Tee produziert wird. Matcha ist Japanisch und bedeutet “gemahlener Tee”. Matcha ist wohl die höchste Form des Grünteegenusses. Dazu wird das Blattfleisch der Teeblätter von auserlesenen und nochmals speziell angebauten und bearbeiteten Sorten auf Granitmühlen sehr langsam und sorgfältig gemahlen. Es gilt, jegliche Wärme und damit den Verlust an wertvollen Inhaltsstoffen zu vermeiden. Das Matcha-Pulver wird mit wenig heissem Wasser angerührt und mit einem Bambusbesen geschwungen. Der Mischung wird dann weiteres Wasser beigefügt und die so entstandene Suspension anschliessend achtsam genossen. Im 16. und 17. Jahrhundert verbreitete sich der grüne Tee auch in Europa.
Was ist enthalten?
Es gibt grosse Unterschiede, was letztlich im zubereiteten Grüntee enthalten ist. Eine wichtige Rolle spielen die folgenden Faktoren:
- Grüntee-Sorte
- Bodenbeschaffenheit im Anbaugebiet
- Anbaumethode (z.B. konventionelle oder biologische Methode; in direkter Sonne oder aber zeitweise im Schatten durch Netze als Schattenspender – solches Schattieren 30 Tage vor der Ernte ist beim Matcha gebräuchlich und bewirkt eine Anreicherung von z.B. Chlorophyll, Koffein & Theanin)
- Erntezeitpunkt (die erste Ernte liefert die zartesten und feinsten Blätter)
- Verarbeitungsart der Teeblätter
- Art und Alter der verwendeten Pflanzenteile (z.B. nur Blattfleisch oder auch Blattrippen, Knospen)
- Alter des Tee-Produktes und dessen Lagerung
- Zubereitungsart durch den Teetrinker (z.B. Wassertemperatur, Ziehdauer)
Grüntee (und auch Schwarztee) enthält Koffein (auch Tein, Teein oder Thein genannt). Je nach Teesorte und Zubereitungsart variiert der Koffeingehalt jedoch beachtlich! Anders als im Kaffee ist das Koffein im Grüntee an Gerbstoffe gebunden. Dies sowie die spezielle Wirkstoffkombination Koffein und L-Theanin (eine Aminosäure) im grünen Tee bewirken, dass sowohl der gesundheitliche Effekt als auch die Verträglichkeit von Koffein erhöht werden. Das Koffein wirkt langsamer und länger anhaltend. Für manche Leute ist darum ein Grüntee/Matcha die bessere Alternative zum Espresso.
Warum ist Grüntee gesundheitsfördernd?
Grüntee enthält viele wertvolle Bestandteile. Die wichtigsten Stoffe im Grüntee sind die sogenannten Catechine (Teepolyphenole). Es gibt eine ganze Gruppe davon: z.B. Epigallocatechingallat (EGCG), Epigallocatechin (EGC), Epicatechingallat (ECG), Epicatechin (EC) etc.
Regelmässiges Trinken von Grüntee, Matcha oder die Einnahme von Grüntee-Extrakten wirkt gesundheitsfördernd. Zahlreiche Studien zu Grüntee belegen dies. Die positive Hauptwirkung wird dabei dem Epigallocatechingallat (= EGCG) zugeschrieben. Auf zahlreiche Beschwerden und Erkrankungen hat EGCG (ein potentes Antioxidans!) einen lindernden Einfluss. Es macht in einem diesbezüglich erstklassigen Grüntee bis 10% der Trockenmasse aus.
Positive Auswirkungen (Auswahl)
Grüntee trägt zur Linderung von Arthritis bei
Bei dieser Erkrankung entzünden sich die Gelenke. Meist sind die Schmerzen in Schüben spürbar. Oft werden den Betroffenen Entzündungshemmer sowie starke Schmerzmittel verordnet. Das Epigallocatechingallat im Grüntee kann jedoch helfen, wie kürzlich in einer Studie dargelegt worden ist1. Dabei schwächte sich die Entzündung bei den mit Grüntee behandelten Zellen deutlich ab. Auch scheinen Enzyme, welche zum Abbau von Knorpel beitragen, durch Grüntee blockiert zu werden und die Schwellung der Gelenke ging zurück (bei 50 mg EGCG pro kg Körpergewicht). Um diese Menge an EGCG zu erreichen, muss man auf Grüntee-Extrakte in Kapseln oder auf Matcha-Tee zurückgreifen. Grüntee alleine wird Arthritis nicht aus der Welt schaffen – kann jedoch deutliche Linderung verschaffen!
Grüntee-Extrakt bei Myomen und Endometriose
Viele Frauen leiden darunter. Endometriose und Myome führen häufig zu Folgeerscheinungen wie starke Monatsblutungen und Schmerzen. In der Naturheilkunde sind Grüntee-Extrakte gegen diese zwei Leiden schon seit einiger Zeit im Gespräch. Sie sind natürlich und gut verträglich.
Endometriose: Bereits 2013 wurde in Brasilien bei Mäusen gezeigt2, dass Epigallocatechingallat (EGCG) und auch Resveratrol Umfang und Zahl der Wucherungen vermindern können. Beide Polyphenole haben antioxidative Eigenschaften.
Myome: Auch diesbezüglich wurde die Wirkung von Grüntee-Extrakt wissenschaftlich untersucht. Einer Gruppe von Patientinnen wurde 4 Monate lang entweder 800 mg Grüntee-Extrakt mit 45% EGCG-Gehalt oder aber ein Placebo verabreicht. Dabei zeigte sich Folgendes: Bei der Gruppe mit Placebo wuchsen die Myome im Durchschnitt um gut 24%. Bei den Frauen, welche den Grüntee-Extrakt einnahmen, konnte ein Rückgang des Myom-Umfanges um durchschnittlich gut 32% beobachtet werden. Zudem berichteten die Teilnehmerinnen von wesentlich verbesserter Lebensqualität: weniger Schmerzen, weniger starke Monatsblutungen und somit bei betroffenen Frauen ein Rückgang der Anämie – alles nebenwirkungsfrei!
2 https://academic.oup.com/humrep/article/28/1/178/596389
Grüntee-Extrakt hilft bei der Gewichtsreduktion
Übergewicht – ein weit verbreitetes Problem. Als Ursache dafür gilt ein Zuviel an Kohlenhydraten und auch Alkohol sowie Bewegungsmangel. Besonders risikobehaftet ist die Ansammlung von Bauchfett, weil es sowohl den Appetit als auch den Cholesterinspiegel ansteigen lässt. Zudem produziert der Fettgürtel zahlreiche Hormone, welche mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes in Zusammenhang gebracht werden. Ebenfalls grösser wird das Risiko bezüglich Asthma und Demenz. In den USA wurde untersucht, wie man solch lästiges Bauchfett loswerden kann3. Um dies zu erforschen, wurden Mäuse während vier Monaten fettreich ernährt. Eine Gruppe erhielt entkoffeinierten Grüntee-Extrakt, eine zweite Gruppe absolvierte Lauftraining. Die Kombination aus beiden Massnahmen wurde bei der dritten Gruppe getestet und die vierte erhielt zur Kontrolle lediglich kalorienreiche Nahrung. Dabei zeigte sich, dass sich die Kombination aus Grüntee-Extrakt und Sport am besten bewährt: Diese Mäuse zeigten den geringsten Zuwachs an Bauchfett, der Blutzuckerspiegel sank (um 17%) und der Energiestoffwechsel wurde angeregt.
Zwei Tatsachen, warum Grüntee beim Abspecken und Abbau von Bauchfett hilft:
- Grüntee beschleunigt den Stoffwechsel! Auch ohne zusätzliche Bewegung verbrennt der Körper mehr Energie/Kalorien.
- Grüntee hilft, den Blutzuckerspiegel nach unten zu korrigieren. Dadurch wird der Insulinspiegel reguliert. Ist dieser tiefer, kann Bauchfett abgebaut werden. Ein zu hoher Insulinspiegel hemmt nämlich den Fettabbau.
Es müssen aber 5-10 Tassen Grüntee pro Tag getrunken werden, um diesen Effekt zu erzielen.
3 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/mnfr.201300621
Grüntee verstärkt die Wirkung von Antibiotika
Ein Wissenschaftler aus Ägypten (Dr. Mervat Kassem) machte eine weitere Entdeckung: Wenn Patienten zu einer Antibiotika-Einnahme gleichzeitig Grüntee trinken, wirken diese bedeutend besser!4 Bei allen 28 getesteten Infektions-Varianten war dies der Fall. Beobachtet wurde zudem, dass antibiotika-resistente Keime in Kombination mit Grüntee wieder angreifbar wurden.
4 https://www.sciencedaily.com/releases/2008/03/080330200640.htm
Antioxidative Wirkung
Interessant ist das Wissen bezüglich freier Radikale. Freie Radikale gelangen immer wieder aus der Umwelt und der Nahrung in unseren Körper und entstehen auch innerhalb dessen. Sie können Schäden verursachen, z.B. Zellentartungen, welche zu Krebs führen können. Grüntee, ein Lieferant an hochwirksamen Antioxidantien (primär das EGCG), macht die freien Radikale unschädlich und trägt so zur Senkung des Krebsrisikos bei. Man spricht von “antimutagener Wirkung”. Prof. Joshua Lambert konnte zusammen mit seinem Team zeigen, wie EGCG auf gesunde Zellen und auf Krebszellen wirkt5. Dabei wurde festgestellt, dass gesunde Zellen dank Grüntee widerstandsfähiger wurden gegen oxidativen Stress durch freie Radikale.
5 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25329972
Wichtig: Grüntee allein bringt Krebs nicht zum Verschwinden. Regelmässiger Konsum von Grüntee fördert aber unsere Gesundheit. Vergleiche bezüglich Krebserkrankungsraten in Asien mit jenen in westlichen Gesellschaften geben uns einen deutlichen Hinweis! Und: Krebsbehandlungen gehören immer in die Hände erfahrener Ärztinnen und Ärzte.
Dosierung / Nebenwirkungen
- 5 Tassen Grüntee pro Tag. Zubereitung: 2-4 g Tee mit 3-4 dl heissem Wasser aufbrühen. Der aufgebrühte Tee sollte nicht aufbewahrt werden.
- Oder: Täglich 1 Teelöffel hochwertiges Matchapulver in ca. 60 ml heisses Wasser geben und kräftig rühren.
- Ob Tee oder Matcha: Das Wasser sollte maximal 80°C heiss sein, sonst werden wertvolle Inhaltsstoffe zerstört.
- Oder: Täglich 3 x 1-2 Grüntee-Kapseln – auch höhere Dosen sind möglich.
- Vorsicht geboten mit Grüntee ist während der Schwangerschaft/Stillzeit sowie bei Problemen mit der Eisenaufnahme.
Eines der besten Matchapulver liefert die Firma Aiya aus Japan. Der Grüntee wird vor der Ernte überschattet und anschliessend sehr sorgfältig weiterverarbeitet.