Selen
Dr. med. Heinz Lüscher
Das Spurenelement Selen spielt bei diversen Körperfunktionen eine Schlüsselrolle. Leider ist ein Mangel hierzulande weit verbreitet. Eine Unterstützung des Körpers mit einem selenhaltigen Nahrungsergänzungsmittel kann unter anderem für das Immunsystem oder die Schilddrüse wichtig sein.
Was ist Selen?
Es handelt sich um ein essenzielles Spurenelement, das sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln vorkommt. Europäische Böden sind eher selenarm, demzufolge sind auch die pflanzlichen Nahrungsmittel aus dieser Region arm an Selen. Ein Mangel ist dementsprechend hierzulande weit verbreitet. Selen ist in vielen verschiedenen Nahrungsmitteln, wenn auch in eher geringen Mengen, enthalten. Gute Quellen sind z.B. Fleisch, Fisch, Eier, Pilze, Linsen, Kohl, Zwiebelgemüse, Spargeln, Linsen sowie Nüsse, insbesondere Paranüsse.
Wirkungen
Der Wirkmechanismus von Selen ist ausgesprochen vielfältig. Es spielt eine Schlüsselrolle in verschiedenen biochemischen Prozessen, welche für die Gesundheit und Homöostase, d.h. ein gesundes körperliches Gleichgewicht entscheidend sind. Selen ist für die Funktion von mindestens 25 Enzymen im Körper unerlässlich, die in nahezu allen Organen vorkommen, ein Mangel kann also Störungen verschiedener Organsysteme verursachen. Selenabhängig sind beispielsweise die Enzyme aus der Gruppe der Glutathionperoxidasen, die eine wichtige Rolle im Kampf gegen oxidativen Stress spielen. Oder Deiodasen sind wichtig für die Wirkung der Schilddrüsenhormone in den Körperzellen.
Die wichtigsten Funktionen:
- Antioxidative Wirkung: Es ist ein zentraler Bestandteil von Enzymen wie Glutathion-Peroxidasen, welche die Zellen vor oxidativem Stress schützen
- Unterstützung des Immunsystems: Es unterstützt die Immunfunktion, indem es die Bildung, das Wachstum und die Aktivität von Immunzellen moduliert und steuert
- Schilddrüsen-Hormon-Stoffwechsel: Es ist für die Umwandlung des inaktiven Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4) in die aktive Form Triiodthyronin (T3) verantwortlich
- DNA-Synthese / Reparatur: Es ist an der DNA-Synthese beteiligt und spielt eine Rolle bei der Reparatur von DNA-Schäden
- Apoptose: Es kann den programmierten Zelltod beeinflussen
Selen als Antioxidans
Als sogenanntes Antioxidans schützt Selen die Körperzellen vor gefährlichen freien Radikalen. Diese können von aussen, z.B. durch Umweltschadstoffe, Nikotin, Alkohol, Ozon, Medikamente usw. in den Körper gelangen, sie entstehen aber auch bei Entzündungen innerhalb des Körpers. Diese aggressiven freien Radikale greifen zuerst die Zellwände an, gelangen ins Innere und können die ganze Zelle zerstören. Auf diese Weise nehmen eine ganze Reihe chronischer Erkrankungen ihren Lauf, dazu gehören Herzkreislauferkrankungen, Demenz oder Krebs und viele mehr. Erkrankungen, welche mit chronischen Entzündungen einhergehen, beispielsweise Autoimmunerkrankungen, werden durch freie Radikale am Laufen gehalten. Oft kann bei den erwähnten Erkrankungen ein niedriger Selenspiegel gemessen werden, welcher unbedingt mit einem geeigneten Selen-Produkt ausgeglichen werden sollte. Es gibt zahlreiche Studien, in welchen die Schutzwirkung von Selen bei verschiedenen Krebsarten belegt wird. Eine optimale Selenversorgung schützt die Körperzellen vor krebsfördernden Stoffen und dient individuell hochdosiert als Begleitbehandlung einer onkologischen Therapie. Auch Nebenwirkungen von Chemotherapien wie beispielsweise Schleimhautentzündungen können gemildert oder gar vermieden werden, zudem wird das Immunsystem gestärkt.
Unterstützung des Immunsystems
Selen kann das Abwehrsystem schon einmal über die antioxidative Wirkung entlasten und unterstützen. Gerade Viren beispielsweise sorgen im Körper für starken oxidativen Stress, welcher durch Selen angegangen und die Infektion dadurch gemildert werden kann. Weiter bindet es diverse Schwermetalle; es entstehen schwer lösliche Komplexe, in welchen die Schwermetalle dem Körper keinen Schaden mehr zufügen können. Selen stimuliert jedoch auch die Antikörper-Produktion. T-Lymphozyten sowie natürliche Killerzellen, Immunzellen, die zur adaptiven (erworbenen) Immunantwort gehören werden verstärkt gebildet und aktiviert. Auf diese Weise werden Erreger schneller eliminiert und Infekte überwunden. Ein Selenmangel hingegen erhöht nicht nur die Infektanfälligkeit, sondern kann gar zu Mutationen von Viren führen. Bei einem Mangel sind wir entsprechend anfälliger für Infekte und diese können schwerer verlaufen.
Selen ist wichtig für die Schilddrüse
Die Schilddrüse ist eine lebenswichtige Hormondrüse und spielt eine grosse Rolle für den Stoffwechsel. Sie ist bei der Produktion von Schilddrüsenhormonen auf einige Mikronährstoffe angewiesen, Selen gehört unbedingt dazu, denn es reguliert die Schilddrüsenhormone. Einerseits sorgt Selen für die Umwandlung des Prohormons Thyroxin (T4) ins aktive Trijodthyronin (T3), anderseits deaktiviert es nach Bedarf Trijodthyronin und wandelt es ins inaktive Dijodthyronin um. Weiter neutralisiert Selen bekanntlich die freien Radikale, welche bei der Hormonproduktion entstehen. Selen ist gerade auch bei einer Hashimoto-Thyreoiditis wichtig. Bei dieser Autoimmunerkrankung bildet das Immunsystem Antikörper, welche sich gegen das Schilddrüsengewebe richten und dieses zerstören, wodurch sich eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt. Mit der täglichen Supplementierung von 200 μg Selen lassen sich die Antikörper signifikant reduzieren.
Selenmangel
Ein Selenmangel schwächt den gesamten Organismus, mit vielfältigen möglichen Folgen:
- Geschwächtes Immunsystem, Infektanfälligkeit
- Weisse Flecken auf Fingernägeln
- Blasse, trockene Haut
- Haarausfall
- Muskelschwäche (Myopathien)
- Kardiomyopathie (Herzmuskelschwäche)
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann
- Wachstumsstörungen
- Blutarmut
- Müdigkeit
Ein eklatanter Selenmangel ist häufig mit einer Grunderkrankung verbunden, die zu einer schlechteren Aufnahme oder Verwertung des Spurenelements führt, zum Beispiel:
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- Nahrungsmittelintoleranzen
- Mukoviszidose
- Niereninsuffizienz
Indikationen für Selen
- Selenmangel
- Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere Hashimoto Thyreoiditis
- Autoimmunerkrankungen wie z.B. rheumatoide Arthritis
- Asthma
- Chronisch entzündliche (Darm-) Erkrankungen
- Stärkung des Immunsystems
- Verbesserung der Wundheilung
Selenüberdosierung
Längerfristige Überdosierungen mit selenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln (ab ca. 300 Mikrogramm pro Tag) können zu neurologischen Störungen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall, Seh- und Gedächtnisstörungen, Hautschäden, Haarausfall, gestörter Nagelbildung führen. Charakteristisch ist auch ein nach Knoblauch riechender Atem. Eine Selenvergiftung durch die Zufuhr von Selen in sehr hohen Mengen (mehrere Gramm) kann zu Herzversagen und Tod führen.
Geeignete Produkte
Es gibt anorganische und organische Selenverbindungen, sie unterscheiden sich vor allem durch ihre Verfügbarkeit im Körper und der Quelle, von der sie stammen. Die anorganische Selenverbindung Selenit hat den grossen Vorteil, dass der Körper es rasch aufnehmen und direkt verwerten kann. Das organische Selenmethionin wird zwar sehr gut aufgenommen, steht dem Organismus jedoch erst zeitversetzt zur Verfügung, da es häufig in Proteine eingebaut wird. Ein weiterer Vorteil von Selenit ist, dass der Körper es über die Nieren ausscheiden kann und so ein gewisser Schutz vor Überdosierung besteht. Ich empfehle ein Produkt in flüssiger Form, das angenehm nach Mango schmeckt und praktisch mit einer Pipette dosiert werden kann. Das Selen ist in Form von Natriumselenit enthalten und optimal bioverfügbar.
Dosierung
Je nach Krankheitsbild sind 100 bis 200 µg Selen zielführend.
Vorsicht: Selen sollte nicht überdosiert werden und nicht in die Hände von Kindern gelangen.
Studien
Selen zur Krebsvorbeugung: https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD005195.pub4/full
Biochemie des Selens und seine Bedeutung für die menschliche Gesundheit: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24185753/
Selen bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse:
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0033-1357118
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