Isabel Lüdi-Roth, Pflegefachfrau, Texterin
Blasenentzündungen kommen sehr häufig vor, besonders Frauen sind davon betroffen und viele leiden immer wieder darunter. Wiederkehrende Blasenentzündungen sind meist mit vielen Antibiotikatherapien verbunden, was wiederum erneute Infektionen zu einem späteren Zeitpunkt begünstigt; ein schmerzhafter und belastender Negativkreislauf. Doch in vielen Fällen kann auf eine Antibiotikaeinnahme verzichtet und stattdessen die Blasenentzündung mit Wirkstoffen aus der Natur behandelt werden. Es gibt auch eine ganze Reihe an präventiven Massnahmen, welche den Körper dabei unterstützen, sich gegen wiederkehrende Infekte zu wappnen.
Wieso leiden Frauen viel häufiger an Blasenentzündungen als Männer?
Sehr viele Frauen kennen es aus eigener Erfahrung: Eine Blasenentzündung (Zystitis) kann äusserst unangenehm und schmerzhaft sein. Mehr als jede zweite Frau hat schon daran gelitten, bei vielen bleibt es nicht bei einem Mal, sondern sie wiederholt sich immer wieder (rezidivierende Zystitis). Männer sind eher selten davon betroffen, was in den anatomischen Unterschieden begründet ist. Die Harnröhre der Frau ist mit 3-4 cm bedeutend kürzer als die des Mannes (20-25 cm), weshalb unerwünschte Keime viel einfacher in die Blase gelangen. Ein weiterer Grund ist die Nähe des Harnröhrenausgangs zum After. In den allermeisten Fällen handelt es sich bei der Blasenentzündung um eine Infektion mit Bakterien, in etwa 80% sind es Escherichia coli-Bakterien aus dem Darm.
Typische Symptome einer Blasenentzündung sind:
- Brennen und Schmerzen, v.a. beim Wasserlösen
- Ständiger, unangenehmer Harndrang
- Häufiges Wasserlösen, meist nur kleinste Mengen
- Trüber, übelriechender Urin
- Unterleibsschmerzen
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Evtl. erhöhte Temperatur oder Fieber
Unkomplizierte Blasenentzündung
Eine unkomplizierte Zystitis kann in vielen Fällen mit natürlichen Mitteln behandelt werden, wenn man bei ersten Symptomen mit der Behandlung reagiert. Es werden längst nicht immer Antibiotika benötigt. Unter einer komplizierten Zystitis versteht man eine Blasenentzündung bei Personen mit Risikofaktoren. Dazu zählen zum Beispiel eine Immunschwäche oder Immunsuppression durch Medikamente, Blasenfunktionsstörungen und besondere anatomische Veränderungen, Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder eine Schwangerschaft. Bei Männern ist eine Blasenentzündung ebenfalls immer als kompliziert einzustufen, was wiederum an der Anatomie liegt. Hier thematisieren wir nur die akute, unkomplizierte, insbesondere die wiederkehrende Blasenentzündung bei der Frau.
Komplikationen
Eine Komplikation, vor der sich viele fürchten, ist eine sogenannte aufsteigende Infektion. Das heisst, die Krankheitskeime gelangen nicht nur in Harnröhre und Blase, sondern steigen weiter in die Harnleiter Richtung Niere auf. Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist die Folge und immer eine Notfallsituation. Um dies zu verhindern und oft auch, weil eine Blasenentzündung unter Antibiotika schnell abheilt, wird auch bei der unkomplizierten Blasenentzündung sofort zu diesen Mitteln gegriffen. Doch jede Antibiotikagabe hat auch ihre Nachteile und Nebenwirkungen, z.B. die Schädigung des Mikrobioms, nicht nur des Darms, sondern auch das von Blase und Scheide! Deshalb ist es sinnvoll, eine unkomplizierte Zystitis möglichst natürlich zu behandeln. Selbstverständlich muss man auch immer gut auf seinen Körper hören, in manchen Fällen ist ein Arztbesuch und eine Antibiotika-Therapie doch nötig.
Akute, unkomplizierte Blasenentzündung natürlich behandeln
Tee trinken
Bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung gilt es, viel zu trinken, um die Bakterien auszuschwemmen, dazu eignen sich Blasen-Tees. Auf Kaffee, kohlesäurehaltige Getränke und Alkohol sollte jedoch verzichtet werden. Achte bei den Tees auf eine gute Qualität aus der Drogerie oder Apotheke und auf die korrekte Zubereitung. Offene Tees sind Teebeuteln vorzuziehen.
Mögliche Teesorten:
- Brennnessel (entzündungshemmend, harntreibend, antioxidativ)
- Riesengoldrute (entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend)
- Bärentraubenblätter (anti-adhäsiv (Bakterien), antibakteriell, entzündungshemmend, nicht länger als eine Woche und viermal pro Jahr einnehmen)
- Kamille (entzündungshemmend, krampflösend, immunstimulierend, beruhigt die gereizte Blasenschleimhaut)
- Tausendgüldenkraut
- Hibiskus
- Birkenblätter
- Schachtelhalmkraut
- schwarze Johannisbeerblätter
Es gibt noch weitere geeignete Teesorten, am besten besorgst du dir eine Blasenteemischung in einer guten Drogerie. Zum Trinken eignet sich auch mit Wasser verdünnter Preiselbeer- oder Cranberrysaft (antbakteriell, anti-adhäsiv).
Geeignete Natur-Wirkstoffe
Nur mit dem Trinken von Tees wird eine akute Blasenentzündung im Normalfall leider nicht verschwinden, es sollte zusätzlich auf phytotherapeutische und weitere natürliche Mittel zurückgegriffen werden. Hierzu eignen sich Präparate mit folgenden Inhaltsstoffen als Extrakte in Tabletten, Kapseln, Pulvern ect.:
- D-Mannose
- Meerrettich
- Brunnen- und Kapuzinerkresse
- Preiselbeere
- Cranberry
- OPC aus Traubenkern-Extrakt
- Aronia
- Kolloidales Silber
- L-Methionin
- CBD (Cannabidiol)
D-Mannose
D-Mannose ist ein natürlicher Einfachzucker, der nicht verstoffwechselt, sondern grösstenteils mit dem Urin ausgeschieden wird. D-Mannose-Moleküle hindern die entzündungsverursachenden Bakterien daran, sich an den Schleimhäuten der Blase anzusiedeln. Diese werden in der Folge zusammen mit der D-Mannose ausgeschieden. Wichtig ist, dass viel getrunken wird. D-Mannose eignet sich auch gut als Prävention bei wiederkehrenden Infekten und kann in diesen Fällen täglich in kleinen Mengen eingenommen werden. Die Dosierung kann je nach Produkt variieren, es wird zwischen 500 mg bis 2 g D-Mannose pro Tag empfohlen, aufgeteilt in mehrere Dosen. Im Akutfall wird bedeutend mehr benötigt; in der Regel werden in den ersten drei Tagen dreimal täglich 2 g empfohlen, man kann aber problemlos auch mehr einnehmen. Danach kann man die Dosis langsam reduzieren.
Meerrettich und Brunnen- oder Kapuzinerkresse
Meerrettich und Brunnen- oder Kapuzinerkresse enthalten Senföle, Isothiocynate, diese wirken antibakteriell (auch gegen den multiresistenten Staphylococcus aureus), antiviral und hemmen das Pilzwachstum. Es gibt Präparate, welche Meerrettichwurzelpulver und Kapuzinerkressenkrautpulver enthalten. Davon empfiehlt es sich täglich 3-5-mal 4-5 Tabletten einzunehmen.
Preiselbeeren, Cranberrys, Aroniabeeren, Traubenkern-Extrakt
Preiselbeeren und Cranberrys enthalten Proanthocyanidine, welche die Blaseninnenwand «geschmeidig» machen, so dass sich die schädlichen Bakterien nicht mehr anheften können (anti-adhesiv). Es gibt Nahrungsergänzungsmittel, welche diese Beeren als Extrakt enthalten. Ähnliche Wirkungen haben auch Präparate mit Aroniabeeren-Exrakt oder Traubenkern-Extrakt (mit OPC). Diese sind vor allem auch zur Prävention von wiederkehrenden Infekten zu empfehlen.
Kolloidales Silber
Kolloidales Silber kann die Zahl der Bakterien eindämmen und empfiehlt sich deshalb als natürliches Antibiotikum mit dem Vorteil, dass Bakterien keine Resistenzen dagegen bilden können. Es wird empfohlen zwei- bis dreimal täglich einen Teelöffel Kolloidales Silber einzunehmen und es möglichst lange im Mund zu behalten, damit es bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Es sollte nicht zusammen mit den Mahlzeiten eingenommen werden, sondern im Abstand von mindestens einer Stunde. Häufige Anwendungen von kolloidalem Silber können zu einer Silberbelastung, also einer Schwermetallbelastung führen, es sollte deshalb nicht allzu häufig angewendet werden.
L-Methionin
L-Methionin ist eine Aminosäure (Eiweissbaustein) und wird z.B. für den Muskelaufbau benötigt. Dafür braucht der Körper etwa 0,5 g pro Tag. Wird eine deutlich höhere Menge eingenommen, baut der Körper den Überschuss ab, wobei Stoffe entstehen, die den Urin ansäuern. Diesen Effekt kann auch in der Behandlung von Harnwegserkrankungen ausgenutzt werden, durch den leicht saureren pH-Wert wird das Bakterienwachstum gehemmt. Die Dosierung bei einer akuten Blasenentzündung beträgt in der Regel zwischen 1,5 und 3 g pro Tag.
Cannabidiol
CBD, ein Wirkstoff aus der Hanfpflanze, wirkt schmerzlindernd, entspannend und entzündungshemmend. Es eignet sich gut im akuten Fall, nicht aber zur Vorbeugung.
Weitere Möglichkeit
Weiter können kurzfristig auch entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) gegen eine akute Blasenentzündung eingesetzt werden, sie müssen jedoch von einem Arzt / einer Ärztin oder einem Apotheker / einer Apothekerin verordnet werden.
Dies ist der erste Teil zum Thema “Blasenentzündung natürlich behandeln”. Teil 2 “Wie beuge ich wiederkehrenden Infekten vor?” folgt bald.
Studien
Studien zu D-Mannose: